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VORGESCHICHTE
In Deutschland zerstoben die Hoffnungen auf einen ‚Siegfrieden' nach dem Ende der von Ludendorff am 21. März 1918 begonnenen Offensive ‚Michael', die die Entscheidung des I. Weltkrieges zugunsten Deutschlands an der Westfront erzwingen sollte. Das große strategische Ziel, der Durchbruch, wurde trotz überragender taktischer Erfolge nicht erreicht. Im Anschluß an ‚Michael' war das deutsche Feldheer zu keiner ähnlichen Operation mehr in der Lage. Als Folge dieses letzten Kraftakts verschlechterte sich die militärische Situation des Reiches zusehends, ohne daß man in der Bevölkerung oder im Parlament von den Ausmaßen der Katastrophe etwas ahnte.
Nachdem die OHL im Großen Hauptquartier im belgischen Spa vor führenden Repräsentanten des Reiches am 29./30. September die Niederlage endlich eingestand, entschloß man sich, unverzüglich ein Waffenstillstands- und Friedensangebot an den amerikanischen Präsidenten Wilson zu richten.
Inzwischen schwanden die außenpolitischen Möglichkeiten zur Durchsetzung einer konstitutionellen Monarchie für das Reich dahin. Mit der dritten Antwortnote Wilsons vom 23.Oktober 1918 auf das deutsche Friedensgesuch stand nicht mehr dieses Regierungssystem zur Debatte, sondern die Abdankung des Kaisers. Offensichtlich hatten in Washington diejenigen Kräfte die Oberhand gewonnen, die mit der Vernichtung des sog. ‚preußischen Militarismus' die ‚Wurzel allen Übels' entfernen wollten und die sich im Reich anbahnenden politischen Veränderungen nicht zur Kenntnis nahmen. Zwar war in den Noten Wilsons nicht direkt vom Rücktritt Wilhelms II. die Rede, in Deutschland aber gewann infolge der Diktion der Schreiben die Überzeugung an Boden, die Person des Kaisers stehe dem so dringend benötigten Friedensschluß im Wege.
Am Anfang vom Ende des Deutschen Kaiserreiches stand die Meuterei bei der deutschen Hochseeflotte. Am 21. Oktober 1918 ließ der Chef des Admiralstabes, Admiral Scheer, dem Flottenkommando in Wilhelmshaven mitteilen, daß die Hochseeflotte zu einem Angriff auf die Grand Fleet angesetzt sei. Als am Abend des 29. Oktober der Flottenchef, Admiral Hipper, Vorbereitungen zum Ankerlichten treffen ließ, kam es zu Meutereien unter den Matrosen, die vorwiegend der Arbeiterschaft entstammten. Admiral Hipper sah sich daraufhin gezwungen, das Manöver um einen Tag auf den 31. Oktober zu verschieben. In der Nacht zum 31. Oktober rissen meuternde Matrosen auf den zum III. Geschwader gehörenden Linienschiffen ‚Helgoland' und ‚Thüringen', den Hauptzentren der Meuterei, die Feuer unter den Kesseln heraus und machten die Ankerwinden unbrauchbar. Die Meuterer wurden schließlich verhaftet und das III. Geschwader nach Kiel verlegt, um sie "dort in die Hand der Führer zu bringen".
Jedoch hatte die Verhaftung der Matrosen in Kiel die auf den anderen Schiffen des Geschwader schwelende Unruhe verschärft. Nachdem einige Rädelsführer ins Kieler Arresthaus verbracht worden waren, forderten am 1. November im Kieler Gewerkschaftshaus sympathisierende Matrosen deren sofortige Freilassung. Die angespannte Situation eskalierte als sich am folgenden Tag Matrosen zu einem Protestmarsch durch die Stadt formierten, dem sich auch Werftarbeiter anschlossen. Dem Protestzug auf die Arrestanstalt, der bis zum Abend etwa 3.000 Arbeiter und Soldaten umfasste, stellten sich jedoch 48 Torpedomatrosen unter dem Kommando eines Offiziers entgegen, die das Feuer eröffneten und die Ruhe, so schien es, wiederherstellten. Doch schon am Morgen des 4.November bewaffneten sich die Mannschaften der Werftdivision und bildeten unter Vorsitz des Oberheizers Artelt einen Soldatenrat. Am Mittag waren 20.000 Gewehre in der Hand der Aufständischen und bis zum Abend hatten sich ihnen etwa 40.000 Soldaten angeschlossen. Kiel befand sich nun in der Hand der Meuterer und ihrer Sympathisanten. Die durch den Soldatenrat formulierten Forderungen ließen zwar politische Inhalte erkennen, wie die Abdankung des Kaisers oder das gleiche und geheime Wahlrecht, in der Hauptsache betrafen sie aber die Behandlung der Matrosen durch ihre Vorgesetzten sowie die Freilassung der Festgehaltenen vom III. Geschwader.
Beunruhigt über die Kieler Entwicklung, entsandte die Regierung am 4.November 1918 den MSPD-Abgeordneten Noske nach Kiel, um die Situation zu deeskalieren. Für den 5. November angesetzte Streiks und Demonstrationen blieben ohne Organisation und Leitung. Daran änderte auch die am Abend dieses Tages vollzogene Konstituierung eines ‚Provisorischen Zentralen Arbeiter- und Soldatenrates' wenig. Noske jedenfalls hatte nach seiner Ankunft in Kiel nicht den Eindruck, daß "eine große Revolution begonnen habe". Der Ausbruch der Kieler Meuterei war alles andere als das Ergebnis einer planmäßigen Organisation, sondern trug viel mehr spontanen Charakter vor allem aufbauend auf die tiefsitzende Kriegsmüdigkeit großer Bevölkerungsteile. Auch wenn es Noske in Kiel gelang, die Situation unter Kontrolle zu bekommen, sprang der revolutionäre Funke angesichts der explosiven inneren Situation in Deutschland schnell von anderen Küstenstädten wie Wilhelmshaven, Hamburg, Lübeck und Bremen auf Braunschweig und die Reichshauptstadt, auf Thüringen, Sachsen und auf München über.
Mit der Initialzündung der Matrosenmeuterei in Kiel begann die wunderlichste aller Revolutionen. Der Umsturz vom 9. November 1918 wurde nicht ‚gemacht' im Sinne einer zielgerichteten Tätigkeit einer bestimmten politischen Gruppierung. Überspitzt gesagt, passierte er einfach.
Für die von der revolutionären Massenbewegung zunächst mitgerissenen politischen Parteien und Bewegungen der Arbeiterschaft bestand nunmehr die Aufgabe, den bis dato offenen Ausgang der Novemberrevolution in ihrem Sinne zu gestalten und die Führung zu übernehmen.
DIE FREIKORPS IM BÜRGERKRIEG - BRENNPUNKT BERLIN
Nachdem Ebert die Amtsgeschäfte als Reichskanzler übernommen hatte, bot er den Unabhängigen, die am 9. November vollkommen aktionslos waren, einen Eintritt in die Regierung an. Gegen eine solche Beteiligung hatten die Delegierten Cohn, Dittmann und Vogtherr für ihre Person nichts einzuwenden, wollten jedoch einer Entscheidung der Parteiführung nicht vorgreifen.
Ebert und der MSPD war es gelungen, sich im Programmstreit mit der USPD zu behaupten und weiterhin an der Spitze der Massenbewegung zu bleiben. Doch angesichts des Radikalismus der Spartakusgruppe u.a. Organisationen sah er sich gezwungen, sich nach Verbündeten umzusehen, die außerhalb von erhitzten Debatten in Zirkuszelten eine gewisse Macht besaßen, um das ordnungspolitische Chaos zu beenden. In dieser Situation lag es für Ebert auf der Hand, die Zusammenarbeit mit dem vermeintlich letzten noch intakten Machtfaktor zu suchen, dem Heer.
Auch für die OHL und den Generalstab, die unversehrt aus der Verwirrung hervorgegangen waren, geboten die Ereignisse im Reich dringenden Handlungsbedarf. Der Erste Generalquartiermeister, General Groener, bot Ebert Unterstützung der Regierung an, wenn diese bereit sei, Ordnung und Disziplin im Heer wiederherzustellen sowie den ‚Bolschewismus' zu bekämpfen. Das inhaltliche Dilemma dieses Angebotes offenbarte sich spätestens im Dezember 1918, als es am Weihnachtsabend zu Auseinandersetzungen kam, in die Einheiten der alten regulären Armee und die sog. Volksmarinedivision verwickelt waren. Die Volksmarinedivision stellte einen Versuch der Regierung dar, den Schutz des Regierungsviertels selbst zu organisieren. Ursprünglich aus 200 Marine-Unteroffizieren bestehend, erhöhte sich ihre Stärke durch die Eingliederung von Kieler Matrosen. Damit gewannen jedoch politisch unzuverlässige Elemente an Einfluß, so daß sie bald keine Autorität außer ihrer eigenen anerkannte. Nachdem sich Teile der Division an dem Versuch beteiligten, den radikalen Vollzugsrat zu beseitigen, übernahm ein Ex-Leutnant und Deserteur die Führung, Heinrich Dorrenbach. Unter seinem Kommando wurde die Volksmarinedivision zum "Schrecken von Berlin". Die MSPD-Führung hatte sehr wohl den mit dem Kommandowechsel verbundenen Loyalitätsverlust registriert, so daß ihr daran gelegen war, die unzuverlässige Truppe aus dem strategisch wichtigen Berliner Zentrum zu entfernen. Die Division wollte dieser Forderung jedoch nur nachkommen, wenn die Regierung einer Lohnforderung in Höhe von 80.000 RM nachkäme. Im Gerangel um das Prozedere kam es zur Eskalation, in deren Verlauf u.a. Wels in der Kommandantur von Matrosen festgenommen und das Dienstgebäude der Volksbeauftragten besetzt wurde. Ebert sah sich daraufhin gezwungen, über die OHL noch nicht demobilisierte Fronttruppen unter General Lequis anzufordern. Die Folge waren Straßenschlachten um das Schloß am 24. Dezember 1918. Da der Vorstoß der Frontsoldaten steckenblieb, wurden Verhandlungen eingeleitet, deren Ergebnis eine schwere moralische und politische Niederlage der Regierung bedeutete. Die Matrosen räumten das Schloß, erhielten die verlangte Summe Geldes und versprachen, in Zukunft keine bewaffneten Aktionen mehr gegen die Regierung zu unternehmen. Dafür wurden sie amnestiert und die Division blieb bestehen.
Hinzu kamen Reformen der Disziplinarstrafordnung sowie eine Lockerung der Grußformen. Maercker setzte sich ebenso über eine Anordnung seiner vorgesetzten Dienststelle, dem AOK 17, hinweg, welche die Einführung von Formationsabzeichen nach eigener Wahl untersagte.
Andere im Bereich der Reichshauptstadt gebildete Freikorpseinheiten waren die ‚Volkswehrabteilung Meyn' mit etwa 500 für den Straßenkampf geschulten Männern, ein aus Unteroffizieren bestehendes Bataillon unter Führung des Offizierstellvertreters Suppe sowie ein ‚Landesschützenkorps' unter Generalmajor von Roeder. Die Anwesenheit dieser Truppen war für die ‚Volksbeauftragten' gerade nach den blutigen Dezemberereignissen von größter Wichtigkeit. Diese hatten nämlich den Austritt der Unabhängigen zur Folge, so daß die MSPD nunmehr zwar allein die Regierung stellte, Wissell und Noske waren hinzugekommen, aber auch die ungeteilte Verantwortung für die Politik übernehmen mußte.
Zur erneuten Kraftprobe der linksradikalen Kräfte mit der MSPD-Regierung sollte es im Januar 1919 kommen. Den Anlaß für den Ausbruch der Gewalttätigkeiten lieferte die am 4.Januar angeordnete Entlassung des Polizeipräsidenten Eichhorn, der mit besonderer Energie die MSPD-Politik zu hintertreiben versuchte. Hinzu kam die ohnehin radikale Polemik von USPD-Teilen und der seit dem 30.Dezember 1918 existierenden Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), einem Zusammenschluß von Spartakusgruppe und der Bremer Linksradikalen. Während Ebert und Noske, der jetzt für die Verbände in und um Berlin verantwortlich war, in Zossen das Freikorps Maercker inspizierten, spitzte sich die Lage in der Hauptstadt zu. Karl Liebknecht, neben Rosa Luxemburg der Führer der KPD, hielt pausenlos öffentliche Kundgebungen ab. Seine emotional-aktionistische Polemik entfesselte jetzt den bei seinen Anhängern seit dem 9.November 1918 angestauten "fanatischen Haß" auf die MSPD. Seine Brandreden brachten jedoch auch seine Gegner in Bewegung. Schon seit Ende Dezember 1918 prangten in Berlin Plakate gegen die Spartakusgruppe mit der Forderung, die Führer derselben totzuschlagen und Liebknecht zu töten. Am 9. Januar erschienen die ersten Werbeplakate für Freiwilligenformationen, die sich in erster Linie an Freiwillige für den Schutz der deutschen Ostgrenze wandten und von den jeweiligen Freikorpsführern oder von der provisorischen Regierung unterzeichnet waren.
Bis zum 8.Januar waren verschiedene Freiwilligeneinheiten zum Freiwilligen-Korps Berlin zusammengefaßt worden, welches kurz darauf in Freiwilligenregiment Reinhard, nach seinem Kommandeur, Oberst Reinhard, umbenannt wurde. Im Berliner Umland organisierte die OHL die Aufstellung weiterer Freiwilligeneinheiten unter General von Lüttwitz.
Nachdem bereits am 4.Januar bewaffnete Kommunisten Büros und Lagerräume fast im gesamten Berliner Zeitungsviertel besetzt hatten, beschloß die Regierung, ihre Anhänger zum Generalstreik aufzurufen. Die USPD und die KPD bildeten daraufhin einen sog. Revolutionsausschuß und erklärten die Regierung für abgesetzt. Doch dieser in Eichhorns Polizeipräsidium tagende Ausschuß diskutierte lediglich Möglichkeiten des weiteren Vorgehens, so daß die "Dynamik der Revolution ihre eigenen Kräfte entfalten (konnte)".
So griffen Spartakisten zunächst die Reichskanzlei an, die mit 300 Männern des Offizierstellvertreters Suppe u.a. vom oberen Stockwerk des Leopold-Palais verteidigt wurde. Etwa 60 Angreifer fanden dabei den Tod. Gleichzeitig erfolgte ein Angriff auf die Moabiter Kaserne des Freiwilligenregiments Reinhard, der ebenfalls erfolgreich abgeschlagen werden konnte. Anders entwickelte sich die Lage beim Kriegsministerium, das zusammen mit mehreren Verpflegungsdepots der Armee den Spartakisten in die Hände fiel. Hinzu kam die Plünderung von weiteren Depots, Postämtern und Banken durch die Aufständischen. Bollwerke des Umsturzes blieben weiterhin das Polizeipräsidium und das Zeitungsviertel, insbesondere das Gebäude des ‚Vorwärts'. Die Lage in der Hauptstadt war für die Regierung vollkommen untragbar, um so mehr, als das für den 19. Januar 1919 die Wahlen zur Nationalversammlung angesetzt waren.
Am Morgen des 11. Januar begann schließlich der Angriff auf das Gebäude, das mit Hilfe von Artillerie, Flammenwerfern und Handgranaten um 8.15 Uhr in der Hand der Regierungstruppen war. Die Kämpfe zur Befreiung des gesamten Presse-Viertels sollten noch bis zum Abend andauern. Die Besetzung der gesamten Reichshauptstadt war bis zum 15. Januar abgeschlossen. An ihr beteiligt waren u.a. das Landesschützen-Korps unter v. Roeder, das Landesjäger-Korps unter Maercker, die Gardekavallerie-schützen-Division unter v. Hofmann sowie das Freikorps Hülsen.
Nachdem Noske am 3. März 1919 den Belagerungszustand und das Kriegsrecht verhängt hatte, marschierten die Gardekavallerieschützen-Division, das Regiment Reinhard, die Deutsche Schutzdivision unter Generalmajor v.d. Lippe sowie das Freikorps Hülsen wieder in die Stadt ein. Die angespannteste Lage herrschte beim Polizeipräsidium. Die dortige Polizeikaserne hatte dem Angriff der Spartakisten, denen sich die ‚Republikanische Soldatenwehr' sowie die ehemals neutrale ‚Volksmarinedivision' angeschlossen hatte, standgehalten. Der erste Versuch seitens der Gardekavallerieschützen-Division und der Brigade Reinhard, die Kaserne zu entsetzen, scheiterte. Mit dem Eintreffen von leichter Artillerie und Minenwerfern war erst folgenden Tag, dem 6. März, zu rechnen. Dies ausnutzend, trugen die Spartakisten ihren Angriff in der Nacht auf den 6. März weiter vor. Einem ihrer Stoßtrupps gelang es, in das Gebäude vorzudringen, so daß sich in den Fluren erbitterte Nahkämpfe entwickelten. Flugzeuge versorgten die eingeschlossenen Polizisten mit Lebensmitteln und Munition bis das Polizeipräsidium am Abend des 6. März mit Artillerieunterstützung endlich befreit werden konnte.
Die chaotische Eigendynamik des Bürgerkrieges konnte augenblicklich einen harmlos erscheinenden Bürger in einen Aufständischen verwandeln, und umgekehrt. Nach den Erfahrungen, welche die in Berlin im Orts- und Häuserkampf eingesetzten Freikorpseinheiten unter vielen Opfer bisher gemacht hatten, war jeder, der eine Waffe versteckte, ein potentieller Aufständischer.
Die Anzahl der an der Niederschlagung des Aufstandes beteiligten Freikorpssoldaten belief sich auf 31.400 Mann, denen etwa 15.000 Spartakisten gegenüberstanden. Die Verluste der Aufständischen, inklusive Personen, die unbeabsichtigt Opfer von Kampfhandlungen wurden, betrugen etwa 1200. Die Freikorpsverluste beliefen sich auf 75 Gefallene und 38 Vermißte.
Die Anzahl der Opfer unter den Aufständischen trug sicherlich zur in Teilen der Bevölkerung, auch des Bürgertums, herrschenden negativen Einschätzung der Freikorps bei. Die Freikorps ihrerseits hatten erneut "eine Republik befreit, die ihnen nichts bedeutete und die ihnen keinen Dank dafür wußte."
DIE FREIKORPS IM BALTIKUM
Bei der im Nordosten stehenden 8. Deutschen Armee zeigten sich im Zuge des Umsturzes ähnliche Auflösungserscheinungen wie bei anderen Truppen. Der Soldatenrat der 8. Armee strebte gar einen Bund mit den Russen an, um die Diktatur des Proletariats zu verwirklichen. Hinzu kamen die Unabhängigkeitsbestrebungen im Baltikum, wie auch in Lettland. Hier verfolgte Regierungschef Ulmanis das Ziel einer unabhängigen lettischen Republik. Die Lage war mehr als unübersichtlich, da die Sowjets acht Zehntel des lettischen Gebietes besetzt hatten, Riga und Mitau waren in russischer Hand. Mit englischem Einverständnis sollten deutsche Truppen in Lettland verbleiben, um ein weiteres Vorrücken der Russen zu verhindern. Dafür sollte jeder interessierte deutsche Soldat 60 Morgen Land sowie die lettische Nationalität erhalten. Doch das war noch Zukunftsmusik.
Goltz begann am 3.März mit dem Vormarsch auf Mitau, das 18. des Monats eingenommen werden konnte. Zu ernsten Problemen mit der lettischen Regierung Ulmanis und den Engländern kam es, als das frisch eingetroffene Freikorps Pfeffer den gesamten lettischen Generalstab festnahm und Teile der Landeswehr wichtige Mitglieder der Regierung verhafteten. Ulmanis konnte fliehen und wurde durch Pastor Needra ersetzt. Die Alliierten, die die Wiedereinsetzung von Ulmanis forderten, sahen den Machtzuwachs für v.d. Goltz äußerst ungern, wollten sich aber ihrerseits auch nicht selbst gegen die Russen engagieren. Deshalb forderten sie von der Berliner Regierung, daß v.d. Goltz auf jede neue Offensive verzichten solle. Berlin willigte ein; in Sachsen und Bayern hatte man ohnehin genug Unruhe.
Dennoch begann v.d. Goltz am 23.Mai mit dem weiteren Vormarsch auf Riga, das am selben Tag eingenommen werden konnte. V. Manteuffel fiel, sein Kommando übernahm der Chef der in die Landeswehr einbezogenen Freikorps, Hauptmann v. Medem. Major Fletscher wurde Militärkommandant von Riga.
In Erwartung der Nichtannahme der alliierten Friedensbedingungen hatten sich die deutschen Truppen von Libau aus etwa zwölf Kilometer ins Landesinnere zurückgezogen, um außerhalb der Reichweite der englischen Kriegsschiffe zu sein. Die Engländer nutzten dies aus und setzten die Regierung Ulmanis wieder ein. V.d. Goltz war dagegen machtlos, da er seine Kräfte nunmehr auch gegen die Esten setzen mußte. Estland widersetzte sich dem Plan v.d. Goltz', als Basis für ein späteres Vorrücken auf Petrograd zu fungieren. Auf alliierten Druck mußte Goltz am 3. Juli 1919 einen Waffenstillstand mit General Gough, dem Präsidenten aller alliierten Missionen in Lettland, abschließen und die deutschen Truppen mußten ihre Abschnitte räumen. Die Landeswehr wurde nach Tukkum verlegt; die 6.000 deutschen Soldaten der Landeswehr wurden entlassen und schlossen sich den Streitkräften v.d. Goltz' an.
In Berlin hatte man unterdessen auf alliierten Druck reagieren müssen. Noske befahl die Einstellung sämtlicher Soldzahlungen für diejenigen Truppen, die sich seinen Befehlen widersetzten, die Schließung der ostpreußischen Grenze, die Einstellung der Nachschublieferungen sowie die Absetzung v.d. Goltz', der am 10. Oktober 1919 durch General v. Eberhardt ersetzt wurde.
Hatte man schon im Vorfeld dieser Ereignisse die Berliner Befehle oftmals mehr als größzügig ausgelegt, so wurden sie jetzt, in der letzten Phase der Freikorps im Baltikum fast überhaupt nicht mehr beachtet. Dies galt auch für Anweisungen von höherer militärischer Stelle. So marschierte z.B. das Freikorps v. Brandis eigenmächtig auf Dünaburg, wo er jedoch von den Letten abgewiesen wurde. Mit englischer Unterstützung eröffneten lettische Truppen am 3.November 1919 die Offensive auf die deutschen Truppen, die ihrerseits bereits am 7.Oktober die Feindseligkeiten mit einem Angriff auf Riga begonnen hatten. Im Verlaufe der ohne Pardon geführten Kämpfe wurden die deutschen Truppen eingeschlossen. Vollkommen abgeschnitten von jeglichem Nachschub, "standen (sie) wie auf einer einsamen Insel, umbrandet von allen Seiten, gehaßt, beschimpft, jeder Vernichtung ausgesetzt...Es gab keine Frage mehr nach dem Warum, keine Träume mehr von Siedlung, keine mehr vom kühnen Ritt nach dem Osten. Aber es gab auch keinen Gedanken an ein Zurück. Sie standen...an der Düna und sahen nachts mit starren Augen den blutigroten Feuerschein über Riga..." Die Freikorps im Baltikum, in deren Reihen sich immer mehr zweifelhafte Elemente ansammelten, befanden sich im Endkampf. Das letzte im Baltikum eingetroffene Freikorps, das Freikorps Roßbach, sollte schließlich auch den letzten Sieg herbeiführen. Die durch Roßbachs Männer erkämpfte Einnahme von Thorensberg, einem Vorort Rigas, entsetzte die eingeschlossene ‚Eiserne Division' und sicherte deren Rückzug. Am 13. Dezember 1919 waren die Reste der ‚Deutschen Legion' und der größte noch verbliebene Teil der ‚Eisernen Division' nach Deutschland zurückgekehrt. Mit dem Überschreiten der Reichsgrenze durch das Freikorps Roßbach am 16. Dezember endeten die Kämpfe im Baltikum.
OBERSCHLESIEN
Der durch Kollaboration und Meuterei in Auflösung befindlichen deutschen Militärverwaltung Schlesiens standen etwa 70.000 polnische Soldaten gegenüber, die sich aus einer Bürgermiliz, aus Polizeieinheiten und der POW, der Polnischen Militärorganisation, zusammensetzten. Hinzu kamen die deutschen Arbeiter- und Soldatenräte, die eng mit den polnischen Volksräten zusammenarbeiteten. Im Gegensatz zu den Deutschen, verfolgten ihre polnischen ‚Partner' handfeste Nationalinteressen, was schließlich Ende Dezember 1918 dazu führte, daß Posen und Westpreußen im Zuge eines Aufstandes für Deutschland verloren gingen.
Doch für einen neu erstehenden polnischen Staat war Schlesien nach wie vor unverzichtbar. Zum einen als Prestigeobjekt, zum anderen als industrielle Basis. Wie in Westpreußen hoffte man, über die Räte die Auswirkungen der deutschen Revolution für national-polnische Interessen auszunutzen und die Alliierten vor vollendete Tatsachen zu stellen. Doch diesmal wollte die OHL nicht tatenlos zusehen, so daß in Frankfurt/O. und Breslau Truppen zum ‚Grenzschutz Ost' zusammengezogen wurden. Vom polnischen Ministerpräsidenten Paderewski alarmiert, intervenierte schließlich Marschall Foch und untersagte den Aufenthalt deutscher Truppen jenseits einer Demarkationslinie, die eine Waffenstillstandskommission in Trier festlegte. Danach mußten die deutschen Truppen aus dem größten Teil Oberschlesiens abgezogen werden.
Angesichts der Anzeichen, die auf einen polnischen Aufstand hindeuteten, verlegte man auf Drängen des Breslauer Generalkommandos VI (General Hoefer) einzig die Marine-Brigade III. Loewenfeld nach Oberschlesien.
Die deutsche Schwäche ausnutzend begann die POW am 17. August 1919 einen Aufstand zu inszenieren, der vor der Abstimmung Oberschlesien in polnische Hand bringen sollte. Nach ersten Anfangserfolgen begannen Einheiten des Grenzschutzes Ost und Freikorps u.a. das Freikorps Hasse am 19.August mit der Gegenoffensive, die das schnelle Ende des Aufstandes am 22.August bedeutete.
Am 17.August 1920 kam es in Kattowitz zu blutigen Zusammenstößen zwischen deutschen Demonstranten und französischen Soldaten der Interalliierten Kommission, die eine Volksabstimmung zu überwachen hatte. Diese Auseinandersetzungen lieferten dem Führer der polnischen Aufstandsbewegung, Korfanty, den Vorwand für einen neuerlichen Aufstandsversuch, der am 19.August 1920 begann.
Nach italienischen und englischen Protesten mußte Korfanty den Aufstand am 28.August beenden, jedoch nicht ohne einen weiteren Erfolg zu verbuchen, denn die neu geschaffene Abstimmungspolizei (APO) wurde zur Hälfte aus POW-Anhängern gebildet. Die polnische Ausgangsbasis für die am 20. März stattfindende Volksabstimmung schien somit mehr als günstig. Die deutsche Regierung wagte keine direkte Intervention, da sie französische Sanktionsmaßnahmen im Ruhrgebiet fürchtete.
Die einzigen Personen, die dem polnischen Terror entgegenwirken konnten waren in den Freikorps u.a. Organisationen zu suchen. So gründeten Teile der III. Marinebrigade u.a. mit finanzieller Unterstützung durch das Generalkommnado VI eine sog. Spezialpolizei (Führer Heinz Hauenstein), deren Aufgabe einerseits Informationsbeschaffung und Waffenschmuggel war, zum anderen aber auch der "Krieg im Dunkeln gegen die unsichtbaren Insurgenten-Stoßtrupps". Diese "Stadtguerilla" bekämpfte den Terror mit Gegenterror und vermittelten den deutschen Oberschlesiern das Gefühl, nicht mehr vollkommen allein zu stehen.
Das am 20.März abgehaltene Plebiszit brachte schließlich eine Mehrheit von 60% für den Verbleib bei Deutschland, wobei sich die deutschen Schwerpunkte eindeutig auf den Norden und Westen konzentrierten, die polnischen auf den Osten und Südwesten des Abstimmungsgebietes. Die Folge dieses Ergebnisses waren erneute polnische Gewaltakte gegen die deutsche Bevölkerung, gegen die London offiziell in Warschau Protest einlegte. Innerhalb der IAK konnte man sich nicht über das oberschlesische Problem bzw. eine Demarkationslinie einigen. Die deutsche Regierung, ohnehin machtlos, forderte ganz Oberschlesien und verwies auf das Abstimmungsergebnis.
Inmitten dieser Verwirrung, am 3.Mai 1921, brach der 3. Polnische Aufstand aus, wiederum gut vorbereitet und organisiert. Von regulären polnischen Verbänden unterstützt, befand sich bereits am Abend des 5.Mai das gesamte Industriegebiet in polnischer Hand.
In der komplizierten Lage, in der Hoefer sich befand, rang er sich schließlich dazu durch, einem begrenzten Angriff der Gruppe Süd auf den Annaberg zuzustimmen. Trotz der Vielzahl der am Annaberg stehenden Einheiten überstieg deren Stärke kaum 3.000 Mann. In den frühen Morgenstunden des 21. Mai begann deren Angriff, der zum Mythos werden sollte. Am Mittag des selben Tages war der Annaberg, das "Nationalheiligtum des oberschlesischen Landes", in deutscher Hand. Die polnische Gegenoffensive von 23. Mai konnte in verbissenen Kämpfen abgewehrt werden, so daß die Deutschen Herr der Lage blieben.
Der Freudentaumel der Eroberer machte jedoch breiter Ernüchterung und Enttäuschung Platz, als am folgenden Tag bekannt wurde, daß Reichspräsident Ebert eine Verordnung erlassen hatte, nach welcher es unter Androhung von Gefängnis- oder Geldstrafe verboten wurde, Freiwilligenverbände aufzustellen bzw. ihnen anzugehören.
Ähnlich der Entwicklung im Baltikum kämpften die Freikorps auch in Oberschlesien, abgeschnitten vom Nachschub, weiter; freilich erneut auf verlorenem Posten. Hoefer trug der hoffnungslosen Gesamtsituation Rechnung, indem er, als sich IAK-Truppen zwischen die Fronten schoben, Feuereinstellung anordnete. Ein von Deutschen gebildetes ‚Politisches Direktorium von Oberschlesien' nahm mit der IAK Verhandlungen auf, in deren Verlauf man eine Einigung erzielen konnte. Nachdem sich die polnischen Aufständischen am 20.Juni aus Ratibor zurückgezogen hatten, befahl Hoefer die Räumung des Annaberges. Mit Unterbrechungen war die Abstimmungszone bis zum 5.Juli 1921 frei und der dritte Polnische Aufstand beendet.
Unterdessen war die Frage der Aufteilung Oberschlesiens ebenso ungeklärt geblieben wie vor den Kämpfen. Die Alliierten sahen sich außerstande eine Einigung herbeizuführen. Insbesondere konnten die von Frankreich und England vorgeschlagenen Linien nicht zur Deckung gebracht werden. Auch der Vorschlag des italienischen Außenministers Graf Sforza, nach welchem das Industriegebiet geteilt werden sollte, hatte keinen Erfolg. Letztlich blieb nur noch der Völkerbund, um das Problem zu lösen. Dieser ernannte am 1.September 1921 eine Kommission, die ihrerseits zwei Sachverständige bestellte. Der Schiedsspruch der Kommission entsprach bis auf geringe Abweichungen dem Vorschlag Sforzas und entsprach ungefähr den Frontlinien, welche Freikorps und S.S.-O.S. zuletzt besetzt hatten.
SCHLUSS
Der Aufstand an der Ruhr war die letzte militärische Operation, bei welcher die deutschen Freikorps in großer Anzahl zum Einsatz kamen. Im Gefolge des Ruhraufstandes startete die Linkspresse eine groß angelegte Kampagne, in der sie die Freikorps auf das heftigste angriffen. Und es geschah das, was die Freikorpsmänner ohnehin wußten, nämlich nichts. Keine Verteidigung von Seiten der Regierung, kein Wort des Dankes an die Kämpfer, die erneut die "Drecksarbeit" für Berlin erledigt hatten. Statt dessen erhielten die Freikorps ihre Auflösungsorder, sie hatten ihre Schuldigkeit getan.
Geschichte der deutschen Freikorps
VORGESCHICHTE
In Deutschland zerstoben die Hoffnungen auf einen ‚Siegfrieden' nach dem Ende der von Ludendorff am 21. März 1918 begonnenen Offensive ‚Michael', die die Entscheidung des I. Weltkrieges zugunsten Deutschlands an der Westfront erzwingen sollte. Das große strategische Ziel, der Durchbruch, wurde trotz überragender taktischer Erfolge nicht erreicht. Im Anschluß an ‚Michael' war das deutsche Feldheer zu keiner ähnlichen Operation mehr in der Lage. Als Folge dieses letzten Kraftakts verschlechterte sich die militärische Situation des Reiches zusehends, ohne daß man in der Bevölkerung oder im Parlament von den Ausmaßen der Katastrophe etwas ahnte.
Nachdem die OHL im Großen Hauptquartier im belgischen Spa vor führenden Repräsentanten des Reiches am 29./30. September die Niederlage endlich eingestand, entschloß man sich, unverzüglich ein Waffenstillstands- und Friedensangebot an den amerikanischen Präsidenten Wilson zu richten.
Inzwischen schwanden die außenpolitischen Möglichkeiten zur Durchsetzung einer konstitutionellen Monarchie für das Reich dahin. Mit der dritten Antwortnote Wilsons vom 23.Oktober 1918 auf das deutsche Friedensgesuch stand nicht mehr dieses Regierungssystem zur Debatte, sondern die Abdankung des Kaisers. Offensichtlich hatten in Washington diejenigen Kräfte die Oberhand gewonnen, die mit der Vernichtung des sog. ‚preußischen Militarismus' die ‚Wurzel allen Übels' entfernen wollten und die sich im Reich anbahnenden politischen Veränderungen nicht zur Kenntnis nahmen. Zwar war in den Noten Wilsons nicht direkt vom Rücktritt Wilhelms II. die Rede, in Deutschland aber gewann infolge der Diktion der Schreiben die Überzeugung an Boden, die Person des Kaisers stehe dem so dringend benötigten Friedensschluß im Wege.
Am Anfang vom Ende des Deutschen Kaiserreiches stand die Meuterei bei der deutschen Hochseeflotte. Am 21. Oktober 1918 ließ der Chef des Admiralstabes, Admiral Scheer, dem Flottenkommando in Wilhelmshaven mitteilen, daß die Hochseeflotte zu einem Angriff auf die Grand Fleet angesetzt sei. Als am Abend des 29. Oktober der Flottenchef, Admiral Hipper, Vorbereitungen zum Ankerlichten treffen ließ, kam es zu Meutereien unter den Matrosen, die vorwiegend der Arbeiterschaft entstammten. Admiral Hipper sah sich daraufhin gezwungen, das Manöver um einen Tag auf den 31. Oktober zu verschieben. In der Nacht zum 31. Oktober rissen meuternde Matrosen auf den zum III. Geschwader gehörenden Linienschiffen ‚Helgoland' und ‚Thüringen', den Hauptzentren der Meuterei, die Feuer unter den Kesseln heraus und machten die Ankerwinden unbrauchbar. Die Meuterer wurden schließlich verhaftet und das III. Geschwader nach Kiel verlegt, um sie "dort in die Hand der Führer zu bringen".
Jedoch hatte die Verhaftung der Matrosen in Kiel die auf den anderen Schiffen des Geschwader schwelende Unruhe verschärft. Nachdem einige Rädelsführer ins Kieler Arresthaus verbracht worden waren, forderten am 1. November im Kieler Gewerkschaftshaus sympathisierende Matrosen deren sofortige Freilassung. Die angespannte Situation eskalierte als sich am folgenden Tag Matrosen zu einem Protestmarsch durch die Stadt formierten, dem sich auch Werftarbeiter anschlossen. Dem Protestzug auf die Arrestanstalt, der bis zum Abend etwa 3.000 Arbeiter und Soldaten umfasste, stellten sich jedoch 48 Torpedomatrosen unter dem Kommando eines Offiziers entgegen, die das Feuer eröffneten und die Ruhe, so schien es, wiederherstellten. Doch schon am Morgen des 4.November bewaffneten sich die Mannschaften der Werftdivision und bildeten unter Vorsitz des Oberheizers Artelt einen Soldatenrat. Am Mittag waren 20.000 Gewehre in der Hand der Aufständischen und bis zum Abend hatten sich ihnen etwa 40.000 Soldaten angeschlossen. Kiel befand sich nun in der Hand der Meuterer und ihrer Sympathisanten. Die durch den Soldatenrat formulierten Forderungen ließen zwar politische Inhalte erkennen, wie die Abdankung des Kaisers oder das gleiche und geheime Wahlrecht, in der Hauptsache betrafen sie aber die Behandlung der Matrosen durch ihre Vorgesetzten sowie die Freilassung der Festgehaltenen vom III. Geschwader.
Beunruhigt über die Kieler Entwicklung, entsandte die Regierung am 4.November 1918 den MSPD-Abgeordneten Noske nach Kiel, um die Situation zu deeskalieren. Für den 5. November angesetzte Streiks und Demonstrationen blieben ohne Organisation und Leitung. Daran änderte auch die am Abend dieses Tages vollzogene Konstituierung eines ‚Provisorischen Zentralen Arbeiter- und Soldatenrates' wenig. Noske jedenfalls hatte nach seiner Ankunft in Kiel nicht den Eindruck, daß "eine große Revolution begonnen habe". Der Ausbruch der Kieler Meuterei war alles andere als das Ergebnis einer planmäßigen Organisation, sondern trug viel mehr spontanen Charakter vor allem aufbauend auf die tiefsitzende Kriegsmüdigkeit großer Bevölkerungsteile. Auch wenn es Noske in Kiel gelang, die Situation unter Kontrolle zu bekommen, sprang der revolutionäre Funke angesichts der explosiven inneren Situation in Deutschland schnell von anderen Küstenstädten wie Wilhelmshaven, Hamburg, Lübeck und Bremen auf Braunschweig und die Reichshauptstadt, auf Thüringen, Sachsen und auf München über.
Mit der Initialzündung der Matrosenmeuterei in Kiel begann die wunderlichste aller Revolutionen. Der Umsturz vom 9. November 1918 wurde nicht ‚gemacht' im Sinne einer zielgerichteten Tätigkeit einer bestimmten politischen Gruppierung. Überspitzt gesagt, passierte er einfach.
Für die von der revolutionären Massenbewegung zunächst mitgerissenen politischen Parteien und Bewegungen der Arbeiterschaft bestand nunmehr die Aufgabe, den bis dato offenen Ausgang der Novemberrevolution in ihrem Sinne zu gestalten und die Führung zu übernehmen.
DIE FREIKORPS IM BÜRGERKRIEG - BRENNPUNKT BERLIN
Nachdem Ebert die Amtsgeschäfte als Reichskanzler übernommen hatte, bot er den Unabhängigen, die am 9. November vollkommen aktionslos waren, einen Eintritt in die Regierung an. Gegen eine solche Beteiligung hatten die Delegierten Cohn, Dittmann und Vogtherr für ihre Person nichts einzuwenden, wollten jedoch einer Entscheidung der Parteiführung nicht vorgreifen.
Ebert und der MSPD war es gelungen, sich im Programmstreit mit der USPD zu behaupten und weiterhin an der Spitze der Massenbewegung zu bleiben. Doch angesichts des Radikalismus der Spartakusgruppe u.a. Organisationen sah er sich gezwungen, sich nach Verbündeten umzusehen, die außerhalb von erhitzten Debatten in Zirkuszelten eine gewisse Macht besaßen, um das ordnungspolitische Chaos zu beenden. In dieser Situation lag es für Ebert auf der Hand, die Zusammenarbeit mit dem vermeintlich letzten noch intakten Machtfaktor zu suchen, dem Heer.
Auch für die OHL und den Generalstab, die unversehrt aus der Verwirrung hervorgegangen waren, geboten die Ereignisse im Reich dringenden Handlungsbedarf. Der Erste Generalquartiermeister, General Groener, bot Ebert Unterstützung der Regierung an, wenn diese bereit sei, Ordnung und Disziplin im Heer wiederherzustellen sowie den ‚Bolschewismus' zu bekämpfen. Das inhaltliche Dilemma dieses Angebotes offenbarte sich spätestens im Dezember 1918, als es am Weihnachtsabend zu Auseinandersetzungen kam, in die Einheiten der alten regulären Armee und die sog. Volksmarinedivision verwickelt waren. Die Volksmarinedivision stellte einen Versuch der Regierung dar, den Schutz des Regierungsviertels selbst zu organisieren. Ursprünglich aus 200 Marine-Unteroffizieren bestehend, erhöhte sich ihre Stärke durch die Eingliederung von Kieler Matrosen. Damit gewannen jedoch politisch unzuverlässige Elemente an Einfluß, so daß sie bald keine Autorität außer ihrer eigenen anerkannte. Nachdem sich Teile der Division an dem Versuch beteiligten, den radikalen Vollzugsrat zu beseitigen, übernahm ein Ex-Leutnant und Deserteur die Führung, Heinrich Dorrenbach. Unter seinem Kommando wurde die Volksmarinedivision zum "Schrecken von Berlin". Die MSPD-Führung hatte sehr wohl den mit dem Kommandowechsel verbundenen Loyalitätsverlust registriert, so daß ihr daran gelegen war, die unzuverlässige Truppe aus dem strategisch wichtigen Berliner Zentrum zu entfernen. Die Division wollte dieser Forderung jedoch nur nachkommen, wenn die Regierung einer Lohnforderung in Höhe von 80.000 RM nachkäme. Im Gerangel um das Prozedere kam es zur Eskalation, in deren Verlauf u.a. Wels in der Kommandantur von Matrosen festgenommen und das Dienstgebäude der Volksbeauftragten besetzt wurde. Ebert sah sich daraufhin gezwungen, über die OHL noch nicht demobilisierte Fronttruppen unter General Lequis anzufordern. Die Folge waren Straßenschlachten um das Schloß am 24. Dezember 1918. Da der Vorstoß der Frontsoldaten steckenblieb, wurden Verhandlungen eingeleitet, deren Ergebnis eine schwere moralische und politische Niederlage der Regierung bedeutete. Die Matrosen räumten das Schloß, erhielten die verlangte Summe Geldes und versprachen, in Zukunft keine bewaffneten Aktionen mehr gegen die Regierung zu unternehmen. Dafür wurden sie amnestiert und die Division blieb bestehen.
Hinzu kamen Reformen der Disziplinarstrafordnung sowie eine Lockerung der Grußformen. Maercker setzte sich ebenso über eine Anordnung seiner vorgesetzten Dienststelle, dem AOK 17, hinweg, welche die Einführung von Formationsabzeichen nach eigener Wahl untersagte.
Andere im Bereich der Reichshauptstadt gebildete Freikorpseinheiten waren die ‚Volkswehrabteilung Meyn' mit etwa 500 für den Straßenkampf geschulten Männern, ein aus Unteroffizieren bestehendes Bataillon unter Führung des Offizierstellvertreters Suppe sowie ein ‚Landesschützenkorps' unter Generalmajor von Roeder. Die Anwesenheit dieser Truppen war für die ‚Volksbeauftragten' gerade nach den blutigen Dezemberereignissen von größter Wichtigkeit. Diese hatten nämlich den Austritt der Unabhängigen zur Folge, so daß die MSPD nunmehr zwar allein die Regierung stellte, Wissell und Noske waren hinzugekommen, aber auch die ungeteilte Verantwortung für die Politik übernehmen mußte.
Zur erneuten Kraftprobe der linksradikalen Kräfte mit der MSPD-Regierung sollte es im Januar 1919 kommen. Den Anlaß für den Ausbruch der Gewalttätigkeiten lieferte die am 4.Januar angeordnete Entlassung des Polizeipräsidenten Eichhorn, der mit besonderer Energie die MSPD-Politik zu hintertreiben versuchte. Hinzu kam die ohnehin radikale Polemik von USPD-Teilen und der seit dem 30.Dezember 1918 existierenden Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), einem Zusammenschluß von Spartakusgruppe und der Bremer Linksradikalen. Während Ebert und Noske, der jetzt für die Verbände in und um Berlin verantwortlich war, in Zossen das Freikorps Maercker inspizierten, spitzte sich die Lage in der Hauptstadt zu. Karl Liebknecht, neben Rosa Luxemburg der Führer der KPD, hielt pausenlos öffentliche Kundgebungen ab. Seine emotional-aktionistische Polemik entfesselte jetzt den bei seinen Anhängern seit dem 9.November 1918 angestauten "fanatischen Haß" auf die MSPD. Seine Brandreden brachten jedoch auch seine Gegner in Bewegung. Schon seit Ende Dezember 1918 prangten in Berlin Plakate gegen die Spartakusgruppe mit der Forderung, die Führer derselben totzuschlagen und Liebknecht zu töten. Am 9. Januar erschienen die ersten Werbeplakate für Freiwilligenformationen, die sich in erster Linie an Freiwillige für den Schutz der deutschen Ostgrenze wandten und von den jeweiligen Freikorpsführern oder von der provisorischen Regierung unterzeichnet waren.
Bis zum 8.Januar waren verschiedene Freiwilligeneinheiten zum Freiwilligen-Korps Berlin zusammengefaßt worden, welches kurz darauf in Freiwilligenregiment Reinhard, nach seinem Kommandeur, Oberst Reinhard, umbenannt wurde. Im Berliner Umland organisierte die OHL die Aufstellung weiterer Freiwilligeneinheiten unter General von Lüttwitz.
Nachdem bereits am 4.Januar bewaffnete Kommunisten Büros und Lagerräume fast im gesamten Berliner Zeitungsviertel besetzt hatten, beschloß die Regierung, ihre Anhänger zum Generalstreik aufzurufen. Die USPD und die KPD bildeten daraufhin einen sog. Revolutionsausschuß und erklärten die Regierung für abgesetzt. Doch dieser in Eichhorns Polizeipräsidium tagende Ausschuß diskutierte lediglich Möglichkeiten des weiteren Vorgehens, so daß die "Dynamik der Revolution ihre eigenen Kräfte entfalten (konnte)".
So griffen Spartakisten zunächst die Reichskanzlei an, die mit 300 Männern des Offizierstellvertreters Suppe u.a. vom oberen Stockwerk des Leopold-Palais verteidigt wurde. Etwa 60 Angreifer fanden dabei den Tod. Gleichzeitig erfolgte ein Angriff auf die Moabiter Kaserne des Freiwilligenregiments Reinhard, der ebenfalls erfolgreich abgeschlagen werden konnte. Anders entwickelte sich die Lage beim Kriegsministerium, das zusammen mit mehreren Verpflegungsdepots der Armee den Spartakisten in die Hände fiel. Hinzu kam die Plünderung von weiteren Depots, Postämtern und Banken durch die Aufständischen. Bollwerke des Umsturzes blieben weiterhin das Polizeipräsidium und das Zeitungsviertel, insbesondere das Gebäude des ‚Vorwärts'. Die Lage in der Hauptstadt war für die Regierung vollkommen untragbar, um so mehr, als das für den 19. Januar 1919 die Wahlen zur Nationalversammlung angesetzt waren.
Am Morgen des 11. Januar begann schließlich der Angriff auf das Gebäude, das mit Hilfe von Artillerie, Flammenwerfern und Handgranaten um 8.15 Uhr in der Hand der Regierungstruppen war. Die Kämpfe zur Befreiung des gesamten Presse-Viertels sollten noch bis zum Abend andauern. Die Besetzung der gesamten Reichshauptstadt war bis zum 15. Januar abgeschlossen. An ihr beteiligt waren u.a. das Landesschützen-Korps unter v. Roeder, das Landesjäger-Korps unter Maercker, die Gardekavallerie-schützen-Division unter v. Hofmann sowie das Freikorps Hülsen.
Nachdem Noske am 3. März 1919 den Belagerungszustand und das Kriegsrecht verhängt hatte, marschierten die Gardekavallerieschützen-Division, das Regiment Reinhard, die Deutsche Schutzdivision unter Generalmajor v.d. Lippe sowie das Freikorps Hülsen wieder in die Stadt ein. Die angespannteste Lage herrschte beim Polizeipräsidium. Die dortige Polizeikaserne hatte dem Angriff der Spartakisten, denen sich die ‚Republikanische Soldatenwehr' sowie die ehemals neutrale ‚Volksmarinedivision' angeschlossen hatte, standgehalten. Der erste Versuch seitens der Gardekavallerieschützen-Division und der Brigade Reinhard, die Kaserne zu entsetzen, scheiterte. Mit dem Eintreffen von leichter Artillerie und Minenwerfern war erst folgenden Tag, dem 6. März, zu rechnen. Dies ausnutzend, trugen die Spartakisten ihren Angriff in der Nacht auf den 6. März weiter vor. Einem ihrer Stoßtrupps gelang es, in das Gebäude vorzudringen, so daß sich in den Fluren erbitterte Nahkämpfe entwickelten. Flugzeuge versorgten die eingeschlossenen Polizisten mit Lebensmitteln und Munition bis das Polizeipräsidium am Abend des 6. März mit Artillerieunterstützung endlich befreit werden konnte.
Die chaotische Eigendynamik des Bürgerkrieges konnte augenblicklich einen harmlos erscheinenden Bürger in einen Aufständischen verwandeln, und umgekehrt. Nach den Erfahrungen, welche die in Berlin im Orts- und Häuserkampf eingesetzten Freikorpseinheiten unter vielen Opfer bisher gemacht hatten, war jeder, der eine Waffe versteckte, ein potentieller Aufständischer.
Die Anzahl der an der Niederschlagung des Aufstandes beteiligten Freikorpssoldaten belief sich auf 31.400 Mann, denen etwa 15.000 Spartakisten gegenüberstanden. Die Verluste der Aufständischen, inklusive Personen, die unbeabsichtigt Opfer von Kampfhandlungen wurden, betrugen etwa 1200. Die Freikorpsverluste beliefen sich auf 75 Gefallene und 38 Vermißte.
Die Anzahl der Opfer unter den Aufständischen trug sicherlich zur in Teilen der Bevölkerung, auch des Bürgertums, herrschenden negativen Einschätzung der Freikorps bei. Die Freikorps ihrerseits hatten erneut "eine Republik befreit, die ihnen nichts bedeutete und die ihnen keinen Dank dafür wußte."
DIE FREIKORPS IM BALTIKUM
Bei der im Nordosten stehenden 8. Deutschen Armee zeigten sich im Zuge des Umsturzes ähnliche Auflösungserscheinungen wie bei anderen Truppen. Der Soldatenrat der 8. Armee strebte gar einen Bund mit den Russen an, um die Diktatur des Proletariats zu verwirklichen. Hinzu kamen die Unabhängigkeitsbestrebungen im Baltikum, wie auch in Lettland. Hier verfolgte Regierungschef Ulmanis das Ziel einer unabhängigen lettischen Republik. Die Lage war mehr als unübersichtlich, da die Sowjets acht Zehntel des lettischen Gebietes besetzt hatten, Riga und Mitau waren in russischer Hand. Mit englischem Einverständnis sollten deutsche Truppen in Lettland verbleiben, um ein weiteres Vorrücken der Russen zu verhindern. Dafür sollte jeder interessierte deutsche Soldat 60 Morgen Land sowie die lettische Nationalität erhalten. Doch das war noch Zukunftsmusik.
Goltz begann am 3.März mit dem Vormarsch auf Mitau, das 18. des Monats eingenommen werden konnte. Zu ernsten Problemen mit der lettischen Regierung Ulmanis und den Engländern kam es, als das frisch eingetroffene Freikorps Pfeffer den gesamten lettischen Generalstab festnahm und Teile der Landeswehr wichtige Mitglieder der Regierung verhafteten. Ulmanis konnte fliehen und wurde durch Pastor Needra ersetzt. Die Alliierten, die die Wiedereinsetzung von Ulmanis forderten, sahen den Machtzuwachs für v.d. Goltz äußerst ungern, wollten sich aber ihrerseits auch nicht selbst gegen die Russen engagieren. Deshalb forderten sie von der Berliner Regierung, daß v.d. Goltz auf jede neue Offensive verzichten solle. Berlin willigte ein; in Sachsen und Bayern hatte man ohnehin genug Unruhe.
Dennoch begann v.d. Goltz am 23.Mai mit dem weiteren Vormarsch auf Riga, das am selben Tag eingenommen werden konnte. V. Manteuffel fiel, sein Kommando übernahm der Chef der in die Landeswehr einbezogenen Freikorps, Hauptmann v. Medem. Major Fletscher wurde Militärkommandant von Riga.
In Erwartung der Nichtannahme der alliierten Friedensbedingungen hatten sich die deutschen Truppen von Libau aus etwa zwölf Kilometer ins Landesinnere zurückgezogen, um außerhalb der Reichweite der englischen Kriegsschiffe zu sein. Die Engländer nutzten dies aus und setzten die Regierung Ulmanis wieder ein. V.d. Goltz war dagegen machtlos, da er seine Kräfte nunmehr auch gegen die Esten setzen mußte. Estland widersetzte sich dem Plan v.d. Goltz', als Basis für ein späteres Vorrücken auf Petrograd zu fungieren. Auf alliierten Druck mußte Goltz am 3. Juli 1919 einen Waffenstillstand mit General Gough, dem Präsidenten aller alliierten Missionen in Lettland, abschließen und die deutschen Truppen mußten ihre Abschnitte räumen. Die Landeswehr wurde nach Tukkum verlegt; die 6.000 deutschen Soldaten der Landeswehr wurden entlassen und schlossen sich den Streitkräften v.d. Goltz' an.
In Berlin hatte man unterdessen auf alliierten Druck reagieren müssen. Noske befahl die Einstellung sämtlicher Soldzahlungen für diejenigen Truppen, die sich seinen Befehlen widersetzten, die Schließung der ostpreußischen Grenze, die Einstellung der Nachschublieferungen sowie die Absetzung v.d. Goltz', der am 10. Oktober 1919 durch General v. Eberhardt ersetzt wurde.
Hatte man schon im Vorfeld dieser Ereignisse die Berliner Befehle oftmals mehr als größzügig ausgelegt, so wurden sie jetzt, in der letzten Phase der Freikorps im Baltikum fast überhaupt nicht mehr beachtet. Dies galt auch für Anweisungen von höherer militärischer Stelle. So marschierte z.B. das Freikorps v. Brandis eigenmächtig auf Dünaburg, wo er jedoch von den Letten abgewiesen wurde. Mit englischer Unterstützung eröffneten lettische Truppen am 3.November 1919 die Offensive auf die deutschen Truppen, die ihrerseits bereits am 7.Oktober die Feindseligkeiten mit einem Angriff auf Riga begonnen hatten. Im Verlaufe der ohne Pardon geführten Kämpfe wurden die deutschen Truppen eingeschlossen. Vollkommen abgeschnitten von jeglichem Nachschub, "standen (sie) wie auf einer einsamen Insel, umbrandet von allen Seiten, gehaßt, beschimpft, jeder Vernichtung ausgesetzt...Es gab keine Frage mehr nach dem Warum, keine Träume mehr von Siedlung, keine mehr vom kühnen Ritt nach dem Osten. Aber es gab auch keinen Gedanken an ein Zurück. Sie standen...an der Düna und sahen nachts mit starren Augen den blutigroten Feuerschein über Riga..." Die Freikorps im Baltikum, in deren Reihen sich immer mehr zweifelhafte Elemente ansammelten, befanden sich im Endkampf. Das letzte im Baltikum eingetroffene Freikorps, das Freikorps Roßbach, sollte schließlich auch den letzten Sieg herbeiführen. Die durch Roßbachs Männer erkämpfte Einnahme von Thorensberg, einem Vorort Rigas, entsetzte die eingeschlossene ‚Eiserne Division' und sicherte deren Rückzug. Am 13. Dezember 1919 waren die Reste der ‚Deutschen Legion' und der größte noch verbliebene Teil der ‚Eisernen Division' nach Deutschland zurückgekehrt. Mit dem Überschreiten der Reichsgrenze durch das Freikorps Roßbach am 16. Dezember endeten die Kämpfe im Baltikum.
OBERSCHLESIEN
Der durch Kollaboration und Meuterei in Auflösung befindlichen deutschen Militärverwaltung Schlesiens standen etwa 70.000 polnische Soldaten gegenüber, die sich aus einer Bürgermiliz, aus Polizeieinheiten und der POW, der Polnischen Militärorganisation, zusammensetzten. Hinzu kamen die deutschen Arbeiter- und Soldatenräte, die eng mit den polnischen Volksräten zusammenarbeiteten. Im Gegensatz zu den Deutschen, verfolgten ihre polnischen ‚Partner' handfeste Nationalinteressen, was schließlich Ende Dezember 1918 dazu führte, daß Posen und Westpreußen im Zuge eines Aufstandes für Deutschland verloren gingen.
Doch für einen neu erstehenden polnischen Staat war Schlesien nach wie vor unverzichtbar. Zum einen als Prestigeobjekt, zum anderen als industrielle Basis. Wie in Westpreußen hoffte man, über die Räte die Auswirkungen der deutschen Revolution für national-polnische Interessen auszunutzen und die Alliierten vor vollendete Tatsachen zu stellen. Doch diesmal wollte die OHL nicht tatenlos zusehen, so daß in Frankfurt/O. und Breslau Truppen zum ‚Grenzschutz Ost' zusammengezogen wurden. Vom polnischen Ministerpräsidenten Paderewski alarmiert, intervenierte schließlich Marschall Foch und untersagte den Aufenthalt deutscher Truppen jenseits einer Demarkationslinie, die eine Waffenstillstandskommission in Trier festlegte. Danach mußten die deutschen Truppen aus dem größten Teil Oberschlesiens abgezogen werden.
Angesichts der Anzeichen, die auf einen polnischen Aufstand hindeuteten, verlegte man auf Drängen des Breslauer Generalkommandos VI (General Hoefer) einzig die Marine-Brigade III. Loewenfeld nach Oberschlesien.
Die deutsche Schwäche ausnutzend begann die POW am 17. August 1919 einen Aufstand zu inszenieren, der vor der Abstimmung Oberschlesien in polnische Hand bringen sollte. Nach ersten Anfangserfolgen begannen Einheiten des Grenzschutzes Ost und Freikorps u.a. das Freikorps Hasse am 19.August mit der Gegenoffensive, die das schnelle Ende des Aufstandes am 22.August bedeutete.
Am 17.August 1920 kam es in Kattowitz zu blutigen Zusammenstößen zwischen deutschen Demonstranten und französischen Soldaten der Interalliierten Kommission, die eine Volksabstimmung zu überwachen hatte. Diese Auseinandersetzungen lieferten dem Führer der polnischen Aufstandsbewegung, Korfanty, den Vorwand für einen neuerlichen Aufstandsversuch, der am 19.August 1920 begann.
Nach italienischen und englischen Protesten mußte Korfanty den Aufstand am 28.August beenden, jedoch nicht ohne einen weiteren Erfolg zu verbuchen, denn die neu geschaffene Abstimmungspolizei (APO) wurde zur Hälfte aus POW-Anhängern gebildet. Die polnische Ausgangsbasis für die am 20. März stattfindende Volksabstimmung schien somit mehr als günstig. Die deutsche Regierung wagte keine direkte Intervention, da sie französische Sanktionsmaßnahmen im Ruhrgebiet fürchtete.
Die einzigen Personen, die dem polnischen Terror entgegenwirken konnten waren in den Freikorps u.a. Organisationen zu suchen. So gründeten Teile der III. Marinebrigade u.a. mit finanzieller Unterstützung durch das Generalkommnado VI eine sog. Spezialpolizei (Führer Heinz Hauenstein), deren Aufgabe einerseits Informationsbeschaffung und Waffenschmuggel war, zum anderen aber auch der "Krieg im Dunkeln gegen die unsichtbaren Insurgenten-Stoßtrupps". Diese "Stadtguerilla" bekämpfte den Terror mit Gegenterror und vermittelten den deutschen Oberschlesiern das Gefühl, nicht mehr vollkommen allein zu stehen.
Das am 20.März abgehaltene Plebiszit brachte schließlich eine Mehrheit von 60% für den Verbleib bei Deutschland, wobei sich die deutschen Schwerpunkte eindeutig auf den Norden und Westen konzentrierten, die polnischen auf den Osten und Südwesten des Abstimmungsgebietes. Die Folge dieses Ergebnisses waren erneute polnische Gewaltakte gegen die deutsche Bevölkerung, gegen die London offiziell in Warschau Protest einlegte. Innerhalb der IAK konnte man sich nicht über das oberschlesische Problem bzw. eine Demarkationslinie einigen. Die deutsche Regierung, ohnehin machtlos, forderte ganz Oberschlesien und verwies auf das Abstimmungsergebnis.
Inmitten dieser Verwirrung, am 3.Mai 1921, brach der 3. Polnische Aufstand aus, wiederum gut vorbereitet und organisiert. Von regulären polnischen Verbänden unterstützt, befand sich bereits am Abend des 5.Mai das gesamte Industriegebiet in polnischer Hand.
In der komplizierten Lage, in der Hoefer sich befand, rang er sich schließlich dazu durch, einem begrenzten Angriff der Gruppe Süd auf den Annaberg zuzustimmen. Trotz der Vielzahl der am Annaberg stehenden Einheiten überstieg deren Stärke kaum 3.000 Mann. In den frühen Morgenstunden des 21. Mai begann deren Angriff, der zum Mythos werden sollte. Am Mittag des selben Tages war der Annaberg, das "Nationalheiligtum des oberschlesischen Landes", in deutscher Hand. Die polnische Gegenoffensive von 23. Mai konnte in verbissenen Kämpfen abgewehrt werden, so daß die Deutschen Herr der Lage blieben.
Der Freudentaumel der Eroberer machte jedoch breiter Ernüchterung und Enttäuschung Platz, als am folgenden Tag bekannt wurde, daß Reichspräsident Ebert eine Verordnung erlassen hatte, nach welcher es unter Androhung von Gefängnis- oder Geldstrafe verboten wurde, Freiwilligenverbände aufzustellen bzw. ihnen anzugehören.
Ähnlich der Entwicklung im Baltikum kämpften die Freikorps auch in Oberschlesien, abgeschnitten vom Nachschub, weiter; freilich erneut auf verlorenem Posten. Hoefer trug der hoffnungslosen Gesamtsituation Rechnung, indem er, als sich IAK-Truppen zwischen die Fronten schoben, Feuereinstellung anordnete. Ein von Deutschen gebildetes ‚Politisches Direktorium von Oberschlesien' nahm mit der IAK Verhandlungen auf, in deren Verlauf man eine Einigung erzielen konnte. Nachdem sich die polnischen Aufständischen am 20.Juni aus Ratibor zurückgezogen hatten, befahl Hoefer die Räumung des Annaberges. Mit Unterbrechungen war die Abstimmungszone bis zum 5.Juli 1921 frei und der dritte Polnische Aufstand beendet.
Unterdessen war die Frage der Aufteilung Oberschlesiens ebenso ungeklärt geblieben wie vor den Kämpfen. Die Alliierten sahen sich außerstande eine Einigung herbeizuführen. Insbesondere konnten die von Frankreich und England vorgeschlagenen Linien nicht zur Deckung gebracht werden. Auch der Vorschlag des italienischen Außenministers Graf Sforza, nach welchem das Industriegebiet geteilt werden sollte, hatte keinen Erfolg. Letztlich blieb nur noch der Völkerbund, um das Problem zu lösen. Dieser ernannte am 1.September 1921 eine Kommission, die ihrerseits zwei Sachverständige bestellte. Der Schiedsspruch der Kommission entsprach bis auf geringe Abweichungen dem Vorschlag Sforzas und entsprach ungefähr den Frontlinien, welche Freikorps und S.S.-O.S. zuletzt besetzt hatten.
SCHLUSS
Der Aufstand an der Ruhr war die letzte militärische Operation, bei welcher die deutschen Freikorps in großer Anzahl zum Einsatz kamen. Im Gefolge des Ruhraufstandes startete die Linkspresse eine groß angelegte Kampagne, in der sie die Freikorps auf das heftigste angriffen. Und es geschah das, was die Freikorpsmänner ohnehin wußten, nämlich nichts. Keine Verteidigung von Seiten der Regierung, kein Wort des Dankes an die Kämpfer, die erneut die "Drecksarbeit" für Berlin erledigt hatten. Statt dessen erhielten die Freikorps ihre Auflösungsorder, sie hatten ihre Schuldigkeit getan.
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